Geschichte Macherns Kirche

  • Ersterwähnung von Machern (Mucherini) 1121. • Zugehörig zum Bistum Merseburg.
  • 1268 wird Machern von Brandis getrennt (und selbstständige Pfarrkirche.)
  • 1492 stiftete Friedrich von Lindenau (Rittergutsherren von Machern) zwei Glocken für die Macherner Kirche.
  • Dessen Sohn Albrecht II. von Lindenau setzte sich mutig für die Reformation ein.
  • Heinrich von Lindenau, Sohn von Albrecht II., brachte von seinem Studienaufenthalt in Wittenberg den Mönch Conrad Kluge mit, der 1521 erster protestantischer Pfarrer in Machern wurde, das war 18 Jahre vor Einführung der Reformation
  • Heinrich von Lindenau heiratete 1524 Gertrud von Schellenberg, die - eben- so wie Luthers Ehefrau Katharina von Bora - Nonne im Kloster von Nimbschen war und mit ihr von dort entfloh. Die Traupredigt hielt in der Kirche zu Machern der kurfürstliche Hofprediger Georg Spalatin, Humanist und Wegbegleiter Martin Luthers.
  • 1585 wütete die Pest in Machern. 141 Menschen starben, unter ihnen auch Katharina von Lindenau geb. von Wahren.
  • 1632 plünderten und zerstörten Wallensteins Truppen den Ort samt Rittergut und schleppten erneut die Pest ein.
  • Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Kirchturm neu gebaut (Höhe 34 m) und die Kirche renoviert.
  • 1786 schenkte Karl Heinrich August von Lindenau der Kirche eine neue Orgel.
  • 1824 erfolgte eine umfangreiche Sanierung der Kirche. Die Außenarbeiten wurden von der Gemeinde finanziert, die Innenarbeiten an Altar, Kanzel und Fußboden von der Kaufmannsfamilie Schnetger (Nachfolger der Grafen von Lindenau als Besitzer des Rittergutes).
  • 1875 baute die Werkstatt Geißler in Eilenburg eine neue Orgel ein, dazu musste  das Kirchenschiff erhöht und verlängert werden.
  • 1896 spendete die Familie Schnetger drei neue Fenster im Chorraum.

Zur Bau- und Kunstgeschichte des Kirchenbauwerks

  • Spätgotischer Chorraum mit unregelmäßigem Sterngewölbe (um 1430), Langhaus um 1490, 1615 verlängert  und Sakristei angebaut.
  • Barocker Turm von 1753 (Instandsetzung 1967 und 1998).
  • Im Kirchenraum befinden sich rechts die Epitaphien der Familie von Lindenau aus dem 16. Jahrhundert, links die Grabmäler von zwei Macherner Pfarrern. Im Chorraum befinden sich auf der linken Seite hinter der Kanzel drei Grabmäler der Familie von Lindenau: zwei Epitaphien (betender Ritter, daneben ein bildhauerisch reich verziertes Grabmal) und ein Ölgemälde von 1770 (es zeigt Graf Heinrich Gottlieb von Lindenau, gemalt von Anton Graff, Mitglied der Dresdener Kunstakademie).
  • In der Mitte des Chorraums steht der Altarstein mit einem darauf aufgesetzten Hochaltar. 1959 verkaufte die Kirchgemeinde aus Geldnot ihren spätgotischen Marienaltar. Er steht seit dem in der Kirche des Leipziger Stadtteils Eutritzsch.
  • Das Farbglasfenster hinter dem Altar zeigt Jesus Christus mit Kelch und Hostie. Auf dem Schriftband zu seinen Füßen steht: Durch mich zum Vater.
  • 1995 wurde der spätgotische Schnitzaltar der Laurentiuskirche von Leulitz, einem Nachbarort von Machern, als Leihgabe in die Macherner Kirche gebracht.

Beschreibung des Altars (entstanden um 1500, Künstler unbekannt)

Auf der Predella (= unterer Teil des Altars) ist auf der linken Hälfte Jesus mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane am Abend vor seiner Kreuzigung zu sehen. Auf der rechten Hälfte ist der Heilige Gregor 590-604 (der Große) dargestellt, der während einer Abendmahlsfeier eine Vision erhielt: der auferstandene Christus, umgeben von Symbolen seiner Gefangennahme, Verurteilung und Kreuzigung. Auf den beiden Seitenflügeln sind jeweils 4 Heilige zu sehen.

Auf dem linken Flügel, links oben beginnend:

  • Der Heilige Maternus, im 4. Jh. Erzbischof von Köln, Schutzheiliger des Weinstocks.
  • Die Heilige Katharina, Märtyrerin in Alexandria aus dem 4. Jh., Schutzheilige der Philosophen. Hier hält sie zwei Pfeile in der Hand.
  • Die Heilige Barbara, Märtyrerin aus dem 3. Jh., Schutzheilige der Waffenschmiede und Artilleristen, der Berg- und Bauleute, Nothelferin bei Blitzgefahr. Ihre üblichen Attribute sind: Turm mit drei Fenstern, Palme/Palmzweig. Barbaratag am 4. Dezember (Schneiden von Kirschzweigen, die zu Weihnachten blühen).
  • Der Heilige Sebastian, Märtyrer aus dem 3. Jh., Schutzheiliger der Schützen. Er ist nackt an eine Säule oder an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt (der Legende nach von mehr als 1.000).

Auf dem rechten Flügel, links oben beginnend:

  • Johannes der Täufer: Er taufte Jesus, war sein Wegbereiter. Das Lamm auf seinem Arm weist auf den Messias hin. Er wurde auf Befehl des Königs Herodes enthauptet.
  • Anna Selbdritt: Anna, Mutter der Maria, trägt Maria auf ihrem linken und Jesus auf ihrem rechten Arm. Schutzheilige der Bergleute, der Schiffer und der Armen.
  • Johannes: Jünger Jesu, wahrscheinlich der Verfasser des Johannes-Evangeliums. Seine Kennzeichen: Kelch mit Schlange, Adler.
  • Jakobus im Pilgergewand, mit Pilgerstab und Hut mit Jakobsmuschel.

Im Mittelschrein sind dargestellt (von links nach rechts):

  • Der Heilige Laurentius, römischer Märtyrer aus dem 3. Jh., mit Palmzweig (= Symbol der Märtyrer).
  • In der Mitte Maria mit dem Jesuskind, bekrönt von zwei Engeln (die Krone ging verloren).
  • Der Heilige Andreas, Bruder des Simon Petrus, Apostel der Skythen, im Jahr 60 an ein Kreuz mit diagonal verlaufenden Balken geschlagen (Andreaskreuz).

Auf der Rückseite des Altars sieht man auf dem linken Flügel die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria, auf dem rechten die Anbetung der Heiligen Drei Könige.

Nikolaus von Myra

wurde von seinem Onkel, Bischof Nikolaus von Myra (heute die Stadt Demre) im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion nahe seiner Heimatstadt eingesetzt. Als seine Eltern an der Pest starben, erbte Nikolaus ihr Vermögen und verteilte es an Arme. Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land, nach seiner Rückkehr wählte ihn die Gemeinde zum neuen Bischof. Während der bald schon einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert.

Taufbaum

2010 angebracht, dient er dem Taufgedächtnis mit den Bildern der Täuflinge. Entwurf von Maria-Cornelia Felsch, Fertigung von der Firma Metallbau Busch. Der Taufbaum vereinigt christliche Symbole wie Fisch, Taube, Kreuz, Hände, Abendmahlskelch u.a. zum Baum des Lebens.